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Allgäu

Orientiert im Allgäu

Das Allgäu ist …
... ein Land der Berge

Lange waren die Berge den Allgäuern ein unheimlicher Ort, heimtückisch und gefährlich, dazu das Revier der wilden Mändle und Klausen, denen man besser nicht in die Quere kam. Das änderte sich mit den ersten Sommerfrischlern, darunter als Trendsetter die jagd- und wanderbegeisterten bayerischen Könige. Seit Gründung der Alpenvereine verhelfen die Berge Wanderern, Kletterern und Wintersportlern aus allen Schichten zu Hochgefühlen und den Allgäuern zu Wohlstand.

Doch was aus der Ferne als Grenzlinie zwischen Himmel und Erde im Dunst verschwimmt, nimmt aus der Nähe ganz unterschiedliche Gestalt an. Da sind die Drumlins und die grünen Hügel des Alpenvorlands, zwischen denen noch Platz für Seen und Badeweiher bleibt. Dann die Vorgebirge von der Adelegg über die Nagelfluhkette bis zum Kamm des Falkensteins, ein gutes Gelände für Wanderer, Radler und Abenteurer, die nicht nach sportlichen Höchstleistungen streben, sondern eher den Naturgenuss suchen. Und schließlich der Hauptkamm der Allgäuer Alpen, an dessen schroffen Kalkgipfeln oberhalb der Baumgrenze Bergsteiger und Kletterer ihre Kräfte messen und die als Karstplateau genau so aussehen, wie wir uns schon immer eine Mondlandschaft vorgestellt haben.

... ein Land der Mächler

Der echte Allgäuer gilt als eigenbrötlerisch und mundfaul. Er ist ein Mächler, also einer, der was macht, ein handwerklich begabter Tüftler, der als Bauer auf dem Hof repariert und bastelt und als Büromensch wenigstens nach Feierabend in seinem häuslichen Hobbykeller werkelt. Er spielt im Musikverein ein Blasinstrument, vielleicht sogar Alphorn, und isst gern wie bei Muttern, am liebsten Kässpatzen oder saure Kutteln. Einem Bier und auch einem zweiten ist er nicht abgeneigt. Keiner verkörpert den echten Allgäuer so gut wie der ewig grantelnde Kommissar Kluftinger.

... und Wunschträume

Und die Allgäuerin? Sie ist modern und traditionsbewusst, naturverbunden, sportlich und kreativ, gestaltet ihre Freizeit bewusst und weiß das Landleben zu genießen – so beschreibt die viermal im Jahr erscheinende „Allgäuerin“ ihre Zielgruppe, die sich demnach für den Beruf als Kauffrau für Tourismus und Freizeit interessiert, selbstverständlich einen Kräutergarten hat, Pilze sammelt, sich mit Heilkosmetik beschäftigt, Kremers Farbmühle kennt und die Kinder zum Selbstbehauptungskurs in den Waldkindergarten schickt. Das also, meint das durchgängig weibliche Team von „Die Allgäuerin“, ist sie, die Allgäuerin, oder möchte es gern sein – oder denken wir, dass die Allgäuerin ist.

... ein Land der Gebirgstracht

Allgäuer oder Allgäuerin kleiden sich am liebsten in Tracht. Doch in welche? Gwand oder Häß ist hier die Frage. Die Älteren erinnern sich noch an den Trachtenkrieg, als Heimatkundler gegen die Mode der bayerischen Gebirgstracht aufbegehrten, wie sie mit Prinzregent Luitpold auch im Allgäu populär wurde und die historische Allgäuer Tracht in die Mottenkiste drängte. Heute ist die Gebirgstracht mit den von edelweißbestickten Riemen gehaltenen Lederhosen der Mannen und dem gleichfalls edelweißgemusterten Samtmieder der Frauen auf grauem Rock und grüner Schürze selbst auf dem Rückzug gegenüber dem Wiesndirndl, wie frau es auf den jetzt deutschlandweit zu feiernden Oktoberfesten trägt. Und das Urallgäuer Häß mit dem karminroten Seidenmieder und dem knöchellangen Plisseerock? Vielleicht noch beim Musikverein, auf jeden Fall aber im Museum.

... und der Zwiebeltürme

Als vielleicht nicht typisch allgäuerisches, aber bayerisch katholisches Symbol darf er in keinem Tourismusprospekt fehlen: der Zwiebelturm. Er strahlt Ruhe und Behaglichkeit aus, als „Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen“ hat ihn der Kunstkritiker Wilhelm Hausenstein gedeutet. „Welsche Haube“ nannte man ihn früher, denn er ist ein Kind der aus Italien kommenden Renaissance. Die ersten Kuppeln bekam 1525 die Münchener Frauenkirche, die Zwiebelform ist hier noch wenig ausgeprägt. Bald 50 Jahre später war die neue Form Trend. Als es nach dem Dreißigjährigen Krieg an den großen Wiederaufbau ging, wollten alle einen Zwiebelturm haben.

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